Projekt Wörtercafé

Ende März 2020

Das Wörtercafé

Die Idee für unser Wörtercafé entstand auf einem Heimweg von einem interkulturellen Frauentreff im Wylerhus. Małgorzata Bafia und Katrin Bärtschi redeten über dies und das, über Pläne, Träume und Visionen. „Ich würde sehr gern ein Kuchencafé eröffnen“, sagte Małgorzata, genannt Gosia. „Von meiner polnischen Grossmutter habe ich viele Rezepte erhalten. Ich backe gerne und würde meine Produktionen liebend gern einer grösseren Gästeschar anbieten.“ Katrin Bärtschi, freiwillige und bezahlte Deutschstundenleiterin, nahm den Faden auf: „Und ich habe viele Sprachspiele gesammelt und Bilderkarten, mit deren Hilfe Geschichten geschrieben werden können. Warum kombinieren wir unsere Leidenschaften nicht?“ – Das war die Geburtsstunde des Wörtercafés.

Einmal monatlich öffnet das Wörtercafé nun seit bald zwei Jahren seine Türen. Das Zentrum5 stellt freundlicherweise den Raum zur Verfügung. Gosia bäckt und offeriert Kuchen, Katrin bringt Spiele und Spielkarten mit und begleitet die Gäste beim Wörtersuchen und Wörterschreiben, beim Geschichtenerfinden und so weiter.

Das Wörtercafé hat sich im Verlauf der Zeit entwickelt und verändert. Klar war von Anfang an, dass es kein reines Frauenprojekt sein solle. Männer und Kinder, die selbständig mitmachen können, sind ebenfalls willkommen. Bisher waren beide jedoch in der Minderzahl. Sahen die Projekterfinderinnen anfänglich vor allem Anderssprachige als Zielpublikum, kam schon bald der Gedanke auf, das Wörtercafé solle wirklich ein Ort für alle sein. Alt und jung, deutsch- und anderssprachig, weiblich und männlich. Einzig Kleinkinder sind ausgeschlossen, schweren Herzens. Aber es hat sich verschiedentlich gezeigt, dass diese sich bei solchen Anlässen langweilen, entsprechend Aufmerksamkeit suchen und auch erhalten – worunter die Konzentrationsfähigkeit der ganzen Gesellschaft leidet. Die Durchmischung der Gruppen stellte sich aber ansonsten schon bald als Bereicherung heraus.

Anfänglich fand das Wörtercafé jeweils an einem Freitagnachmittag statt. Doch wurde immer deutlicher, dass viele Interessierte wochentags nicht an einem solchen Anlass teilnehmen können, sei es, weil sie ausser Haus arbeiten, sei es, weil sie Kinder zu betreuen haben. Als neuer Veranstaltungstermin wurde deshalb versuchsweise der jeweils letzte Samstag des Monats festgelegt. Bereits das erste Samstags-Wörtercafé zog erfreulich viele Interessierte an. Insgesamt vierzehn Gäste spielten von fünfzehn bis siebzehn Uhr mit Wörtern und Buchstaben, es wurde viel geknobelt und nachgedacht, es wurde viel gelacht. Und feiner Kuchen gegessen und Kaffee getrunken. Auch die Projektleiterinnen freuten sich und fühlten sich ermutig, mit dem Wörtercafé weiterzufahren.

Die Teilnehmenden bezahlen drei Franken, ein grünes Plastikschwein nimmt zusätzliche Kollektengelder auf. Bisher gelang es, die unmittelbaren Projektkosten (Ausgaben für die Kuchenzutaten, für Kaffee und Tee etc.) zu decken.
Sonja Preisig von der Quartierarbeit Nord machte uns auf eine Ausschreibung des Kantons Bern aufmerksam. Sie riet uns, eine Eingabe für unser Wörtercafé zu machen.

Auf unser Gesuch um Unterstützung hat der Kanton Bern im Dezember 2019 erfreulicherweise positiv reagiert. Im Rahmen der „Integrationsförderung, Förderbereich ‚Zusammenleben’“ hat der Kanton uns einen Betrag von 4’500 Franken für zwei Jahre zugesprochen. Die Teilnehmenden bezahlen weiterhin drei Franken pro Nachmittag, auf das Kollekte-Schweinchen können wir nun aber verzichten.